
KING’S GERMAN LEGION – 5. Linienbataillon
1. Compagnie
"Grenadiercompagnie"
Entstehung
Aufgestellt wurde das 5. Linienbataillon während des Feldzuges der ersten Einheiten der KGL in das besetzte Kurhannover 1805/06 in Stade. Der Andrang an Freiwilligen war so groß, dass innerhalb weniger Monate das Bataillon mit 737 Mann schon fast seine volle Sollstärke erreichte (s. ausliegende Stammrolle). Manch einer der Männer, die in Stade vereidigt wurden, begegnet uns nach 10 Jahren in der Ferne in den Listen der Kämpfer von
Waterloo.
Auch die ersten Offiziere wurden in Stade vereidigt (Abb. re.). Während die meisten der älteren Offiziere im Laufe der Jahre fielen oder an Krankheiten starben, überlebten die jüngeren, die 1805 als Fähnriche oder Leutnants begannen, fast alle den Krieg und brachten es zu Compagniekommandeuren.
Aufstellung der Grenadier- und der leichten Compagnien
Grenadier der King’s German Legion
Gemäß Order des Oberkommandierenden der King’s German Legion,
Hz. Adolph Friedrich v. Cambridge erhielt ab Juli 1812 jedes Linienbataillon noch eine Grenadier- und eine leichte Compagnie, indem man die besten Schützen des Bataillons in diese versetzte.
Die Zahl der Compagnien pro Bataillon erhöhte sich damit von 8 auf 10, wobei die bisherige 1. Compagnie nun zur Grenadier- und die bisherige 8. Compagnie zur leichten Compagnie, den sog. „FlügelCompagnien“ wurden. Im April 1814 wurden – 2 Jahre nachdem die Order dazu ergangen war – die Compagnien erneut umbenannt. Die 1. und 8. Compagnie verloren ihre Nummern und hießen fortan nur noch „Grenadier-" und „leichte Compagnie“.
Grenadiere
Als „Grenadiere“ bezeichnete man seit dem 17. Jh. Infanteristen, die mit Handgranaten bewaffnet waren. Nachdem die Granaten im 18. Jh. wieder abgeschafft wurden, blieben die Grenadiere als Eliteeinheit der Infanterie erhalten. In der KGL wurden die GrenadierCompagnien auch zu eigenen Abteilungen zusammengestellt und von Feldmarschall Wellington an strategisch wichtigen und kritischen Punkten eingesetzt.



KING’S GERMAN LEGION – 5. Linienbataillon
Etat, Organisation & Befehlsstruktur, Einsätze
Mannschaftsstärke des 5. Linienbataillons
1806, nach dem Scheitern des Feldzuges nach Hannover, kehrte das neu aufgestellte 5. Linienbataillon mit 737 Mann – davon rd. 500 Hannoveraner – nach England zurück, wo für die KGL in Bexhill-On-Sea ein Depot (Kaserne) eingerichtet wurde. Im Laufe der Zeit kamen noch weitere Mannschaften hinzu, die Sollstärke eines Bataillons (rd. 1000 Mann) wurde aber nie erreicht. Seinen Mannschaftshöchststand erreichte es im Spanienfeldzug im September 1811 mit rd. 800 Mann. Danach sank, wie bei allen Einheiten der KGL, die Zahl der Soldaten infolge von Krankheiten, Verwundung, Desertation, Kriegsgefangenschaft und Tod rapide. Als das Bataillon im Frühjahr 1814 in Frankreich einmarschierte, verfügte es nur noch über rd. 500 Mann. Ein Jahr später – am Vorabend der Schlacht von Waterloo – waren es, trotz mehrfacher Nachwerbungen, nur noch knapp 400 Mann.
Organisation und Kommandostruktur
Chef eines Bataillons war der „Commanding-Colonel“, die tatsächliche Kommandogewalt aber hatte sein Stellvertreter, ein Oberstleutnant inne. Dieser bildete zusammen mit zwei Majoren, Adjutant, Zahl- und Quartiermeister sowie drei Wundärzten den Bataillonsstab.
Ein Linienbataillon der KGL bestand anfangs aus 4, später 8 und seit 1812 aus 10 Compagnien, jede mit rd. 96 Mann. Kommandiert wurden die Compagnien von einem Hauptmann, dem 2 Leutnants und 1 Fähnrich zur Seite standen. Die Compagnie wiederum unterteilte man in 4 Sektionen, jede unter dem Kommando eines Sergeanten.
Einordnung in übergeordnete Verbände
Die KGL war von 1803-1814 Bestandteil der britischen Armee und agierte weitgehend innerhalb dieser. Einzelne Truppeneinheiten wurden jedoch immer wieder herausgelöst, zu eigenen Abteilungen verschmolzen (z.B. die Schützenabteilung, leichte und GrenadierCompagnien), die dann unter dem Kommando von KGL-Offizieren eigenständig operierten. Zu Beginn und am Ende des Krieges wurden auch ganze Bataillone zu Brigaden und Divisionen zusammengefasst. Logistisch war die KGL zwar von den Briten abhängig, organisatorisch aber teils eigenständig und verfügte über einen eigenen Führungsstab, Kriegskommissare (Beschaffung), Hospitäler und medizinisches Personal.
Expeditionen, Feldzüge, Schlachten des 5. Linienbataillons
Expeditionen ins Baltikum (1805/06, 1808) und nach Hannover (1807); Feldzüg in Portugal & Spanien (1808-13), Südfrankreich sowie Norddeutschland (1813/14); Schlachten (u.a.) von Talavera (27./28. Juli 1809), Busaco (27. September 1810), Fuentes de Onoro (3./5. Mai 1811), Salamanca (22.7.1812) & Vittoria (21. Juli 1813; Belagerung von Ciudad Rodrigo (9.-8. Januar 1812) & Burgos (3.-19. Oktober 1812).
In der Schlacht von Waterloo (18. Juni 1815) verlor das 5. Linienbataillon 169 von 400 Mann (71 tot, 78 verwundet, 20 vermisst). Allein die Grenadiercompagnie hatte Verluste von 26% (6 tot, 4 verwundet, 4 vermisst, 3 gefangen). Die Namen der gefallenen Grenadiere sind auf der Waterloosäule in Hannover festgehalten.
© R. Kasties M.A., Hannover 2014